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Grand Paradiso, Schnee und Sonne

Im Juli 2008 ging es mit 7 KletterInnen aus Mürzzuschlag zum Grand Paradiso. Hier lesen wir den Bericht dieser Tour:

Am 12.7.2008, fuhren 7 KletterInnen (aus Krankheits- und Verletzungsbedingungen gab es leider zwei Ausfälle) der Ortsgruppe Mürzzuschlag unter Führung von Dauwa Wolfgang und meiner Wenigkeit nach Italien, genauer gesagt ins Aostatal. Am Abend, um ca. 17:30 Uhr kamen wir im strömenden Regen am Campingplatz, ca. 3 km vor Pont, an. Nach Zeltaufbau im Regen und einem für manche Leute besonderen Abendessen, schliefen wir, eingehüllt in unseren wohlig warmen Schlafsäcken und im trockenen Zelt bis zum nächsten Morgen. Da es die ganze Nacht regnete, dachten wir schon,  hier wäre unser Bergabenteuer zu Ende, jedoch, am nächsten Morgen leicht bewölkt und blauer Himmel. Mit voller Freude packten wir unsere Sachen zusammen und ging Richtung Rifugio F. Chabod, unser erstes Ziel. Nach insgesamt 900 hm und 3 Stunden gemütlicher Gehzeit Ankunft auf der Hütte Rifugio F. Chabod (2700 hm). Eine gemütliche und relativ große Hütte für ca 70 Personen. Die Hütte ist auch meist ausgebucht und eine Buchung via Telefon oder Internet ist ratsam. Die Hütte wurde 2005 komplett neu restauriert, ist äußerst sauber, mit freundlichem und immer fröhlichem  Personal und vor allem mit einem hervorragendem und für diese Höhe außergewöhnlichem Essen und das alles zu einem äußert moderatem Preis, wenn man bedenkt, dass alles mit einem Hubschrauber hinaufgeflogen werden muss. Nach einer kurzen Pause noch eine kleine Eingehtour auf 3000 hm, hier  erblickten wir das erste mal unser Ziel, den höchsten Gipfel der Grajischen Alpen , der Grand Paradiso. Nach einem köstlichen Abendessen und einer gemütlichen Nacht in unserem Viermannzimmer läutete der Wecker um 4 Uhr in der Früh. Mit einem etwas verschlafenen Auge blickten wir nach einem reichlichem Frühstück ins Schwarze der kalten Nacht. Die ersten kleinen Lichter entfernten sich von der Hütte. Wegen der angesagten Schlechtwetterfront waren an diesem Morgen  nur insgesamt 5 Seilschaften unterwegs. Der Gipfel war im Nebel eingehüllt,  sonst konnte man jedoch auch einige Sterne am Himmel sehen, so brachen wir, mit einem leucht mulmigen Gefühl auf, vielleicht wird es ja doch noch besser. Nach einer Gehzeit von ca. 1 1/2 Stunden kamen wir am Gletscher an. Hier wurden die Steigeisen angeschnallt, die Klettergurte, das Seil und weitere Utensilien angelegt und auf ging es über den Gletscher Richtung Gipfel, den wir an diesem Morgen immer noch nicht zu Gesicht bekamen. Der Nebel wurde immer dichter und zum Schluss begann es auch noch stark zu schneien. Auf ca. 3600 hm drehte die erste von unseren zwei Partien um, der Schnee und er Nebel wurden immer dichter, trotzdem versuchten eine Seilschaft es noch weiter. Auch die drei weiteren Gruppen mit Bergführen, die mit uns Richtung Gipfel unterwegs waren, drehten um und  kamen uns entgegen. Wir versuchten jedoch weiter unser Glück, irgend wann müsste sich ja der Schneesturm legen und vielleicht lichtet sich ja der Nebel am Gipfel. Nachdem wir die Schulter passiert hatten, ging es nur mehr sehr langsam weiter. Man mochte es kaum glauben, der Schneefall wurde noch stärker und die Sicht verringerte sich auf gleich Null. Jetzt waren wir schon auf 3900 hm angekommen und es war kein Ende in Sicht. Nach einer kurzen Beratung sah auch der letzte ein, dass es an diesem Tag keinen Sinn mehr machte, Richtung Gipfel weiterzugehen. Wir drehten um und versuchten, wieder ins Tal zu kommen. Dies war aber auch nicht so leicht, wie es für manche glaubhaft ist. Eine Spur war nicht mehr sichtbar und auch sonst sah man die eigene Hand vor dem Auge nicht. Während ich versuchte, auf meinem GPS Gerät die aufgezeichnete Route das Trackback einzustellen, rannten vier verm. franz. Bergsteiger  vom Gipfel kommend bei uns vorbei. Da sich die Bergsteiger augenscheinlich ausgekannt hatten, hingen wir uns sofort an diese drann und es ging Richtung Tal. Nach einigen Höhenmetern bemerkte ich, dass sie einen anderen Weg, nämlich den zur Rifugio Emanuele, nahmen. Dies hatte aber auch, außer dass der Weg natürlich im Endeffekt weiter war, zwei Vorteile, wir konnten den Bergsteigern bzw. deren Spuren folgen und Richtung Emanuel ist die Gletscherzunge viel kürzer und somit die Spaltengefahr geringer. So beschloss ich, den Bergsteigern weiter nachzugehen. Nach einer kurzen Pause wegen eines starken menschlichen Bedürfnisses, waren die Bergsteiger auch schon wieder weg und prompt bogen wir auch schon in die falschen Richtung ein. Wir kamen aber nicht weit, so wurde umgedreht und nach einem kurzem Stück hatten wir die Spur auch schon wieder aufgenommen. So kamen wir dann aber auch nach einer längeren Gehzeit über Schnee, Eis, Moränen und Steinblöcke zur Rif. Emanuele. Da sich der Rest unserer Truppe sicher schon Sorgen machte, begaben wir uns nach einer kleinen Pause auf der Weg quer über das Tal Richtung Rif. Chabod. Zuerst dachten wir, wird ja nicht so weit sein, doch dann wurde der Weg immer länger, es ging auf und ab und nach einem Hügel folgte der andere. Auch ein paar Steinböcke kreuzten unseren Weg. Nach drei Stunden kam wir dann doch auf der Hütte an, noch eine Stunde länger und die Hüttenwirtin hätte eine Suchaktion in die Wege geleitet. Ich hatte zwar versucht, meinen zweiten Führer mit meinem Telefon zu erreichen, dass Telefongespräch verirrte sich jedoch in den unendlichen Weiten der Atmosphäre und kam erst zwei Tage später an. Inzwischen hatte sich die Hütte gefüllt, da der Wetterbericht für die nächsten Tage schönes Wetter voraussagte. Holländer, Deutsche, Franzosen, Italiener und auch Österreicher hatten sich die Mühe gemacht, die 900 m vom Tal zur Hütte zu wandern, um in den nächsten Tagen den Gipfel zu besteigen. Nach einem wieder gutem Abendessen und einer kurzen Nacht stiegen wir wieder um 4 Uhr, diesmal aber mit noch schwereren Füssen als am Vortag , aus dem Bett. Frühstück, Blick aus dem Haus. Wir dachten uns alle insgeheim, hoffentlich ist es wieder bewölkt, denn dann hatten wir uns vorgenommen, wieder ins warme Bett zu gehen. Zwei aus unserer Gruppe ließen den Gipfel Gipfel sein und vergruben sich prompt im Zimmer unter ihre Decke.  Da ich heuer mit dem Wetter schon ziemliches Pech hatte, glaubte ich nicht wirklich an die Wettervorhersage, doch welch Wunder, es war kein Wölkchen am Himmel zu sehen. Sternenklarer Himmel und die ersten Seilschaften waren schon unterwegs. Bei diesem Wetter blieb uns nichts anderes übrig, als auch unseren Rucksack zu packen und uns auf dem Weg Richtung Gipfel zu machen. Am ersten Anstieg fingen die Oberschenkel dank des vortägigen Trainings zu brennen an, aber an so einem Tag muss man auch mal die Zähne zusammenbeißen.  Nachdem wir wieder am Gletscher angekommen waren, waren auch die Oberschenkel und der Rest des Körpers warm und Schmerzen ließen langsam nach. Angeschirrt ging es dann, diesmal nur mit einer Seilschaft (Fünf Mann/Frau)  wieder Richtung Sattel. Vorbei an riesigen Gletscherspalten im Zickzackweg Richtung Sattel. Es wurde schon hell und das Panorama mit Blick bis zum Mont Blanc war atemberaubend. Am Sattel angekommen, konnten wir das erste Mal den Gipfelgrad und die Menschenansammlung darauf, sehen. Nicht gerade berauschend, aber wer möchte nicht gerne einmal über 4000 hm unterwegs sein. Man kann es keinen verübeln, jedoch haben so manche hier oben nichts verloren. Ein plötzlicher Wetterumschwung und die Katastrophe wäre perfekt. Nach einer kurzem Pause ging es dann die letzten 200 hm Richtung Gipfel.  Am Gipfelgrad angekommen, genossen wir wieder die Rundumaussichtung von Mont Blanc bis Dauphine. Keine Wolke zu sehen. Wir wurden wirklich für den Vortag und für unsere Geduld entschädigt. Nachdem wir noch einige Dilettanten von der  Gipfelrückkehr beobachteten, begaben wir uns, nachdem der Gipfelgrad frei war, Richtung Madonnengipfel. Eine kurze Plattenkletterei (II) mit einem Wahnsinns Tiefblick (ca. 1000 m) standen wir auf den drei mal drei Meter großen Plattform des Madonnengipfel auf 4061 m. Ein erhebendes Gefühl. Noch ein paar Fotos gemacht, die Aussicht genossen und schon geht es wieder runter, da die nächsten schon wieder warten, um auf den Gipfel zu kommen. Die Rückkehr ins Tal war dann nur mehr ein Kinderspiel, aufgeputscht vom Gipfelsturm, voller Adrenalin, schwebten wir richtig immer tiefer. Die reale Welt holte uns aber bald wieder ein, nachdem sich, zumindest bei mir, mein kaputtes Knie wieder meldete. Dann war das Adrenalin plötzlich wieder weg und es ging wieder im langsamen Schritt hinunter. Aber wir kamen trotzdem auf der Hütte Rif. Chabod an, wo sich noch einige von uns versorgten und wir denn Rest unserer Wäsche in die Rucksäcke stopften.  Unsere Rucksäcke gingen kaum noch zu, sollte sich die Wäsche in solch einer Höhe ausweiten oder größer werden? Schwerer wurde sie auf jedem Fall. So ging es dann noch mit den vollen Rucksäcken ins Tal zum Campingplatz auf 1800 hm.  Am Campingplatz, nach einem Kaffee und nachdem wir unsere Rucksäcke wieder in unseren Bus verstaut hatten, war dann um 19:00 Uhr Abfahrt Richtung Heimat. Nach 11 Stunden Fahrt, Dank Wolfgang, der fast die ganze Strecke durchgefahren war,  kamen wir Müde, aber doch glücklich wieder in der Obersteiermark an.  Der Grand Paradiso, ein Berg mit einer wunderschönen und faszinierenden Aussicht, wenn man ihn genießen kann und einen Gipfel, der mit seiner Madonna doch etwas besonderes ist. Für jeden Bergsteiger eine Reise wert. Karl Heinz Ganster, Jugend und Sportklettern 

Danke an Wolfgang , Sigi, Sam, Gitte, Alex und Werner die trotz widrigem Wetter großes leisteten.         

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